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Likörfabrik Karl Woydziak

Karl Woydziak, geb. 13.11.1886 in Königsberg hatte in Berlin Adlershof 1925  als Destillateur gearbeitet und in erster Linie den KaWe Weinbrand in seiner eigenen Firma hergestellt.

 

Wappen der Familie Woydziak

Karl Woydziak baute 1931/34 seine eigene Produktionsstätte in der Königsallee (heute Goethestraße) in Schöneiche bei Berlin im Ortsteil Fichtenau. In seinem Keller destillierte Karl Woydziak Liköre, Weinbrand nach eigener Rezeptur her und füllte dort eigenen Wein ab. Seine Erzeugnisse verkaufte er in Tonkrügen an schöneicher Gaststätten aber auch quer durch Berlin an Gaststätten, Klöster und andere kirchliche Einrichtungen.

Brause und Selter(s) waren auch im Angebot. Für die Herstellung seiner Getränke verwendete er Wasser aus seinem eigenem Tiefbrunnen.

Die meist verkauften Produkte waren die Liköre Kakao mit Nuss, Mokka Natur, Goldkirsch oder Apricot - das Premiumprodukt war der der Fichtenauer Halb und Halb.

 

Likörfabrik Woydziak  LKW 1, © Elisabeth Fischer, Schöneiche

Im April 1944 konzentrierten sich Fliegerangriffe immer häufiger auf die Gegend um die Königsallee, denn im Lagerraum der Likörfabrik  wurden Kleinteile für die Flak mit der rätselhaften Bezeichnung „Gema“ hergestellt.

1945 konfiszierte die sowjetische Besatzungsmacht Karl Woydziaks Fabrik und errichtete um das Haus eine Sperrzone. Näherte sich ein einfacher Soldat dieser verführerischen Produktionsstätte drohte ihm die Erschießung.

Die sowjetischen Offiziere fanden sehr bald den versteckten Alkohol.

Dieser Schnaps hat der mir, im März 1945 geboren, das Leben gerettet. Es wurde Milch gegen Alkohol getauscht.

Nach dem Abzug des Militärs hatte Karl Woydziak den Betrieb wieder aufgenommen. Alkohol wurde wenig verkauft - dafür das Getränk der „armen Leute“ Brause und Selter(s) aus dem immer noch funktionierenden Tiefbrunnen.

In den 50iger Jahren erfolgte zusätzlich die Abfüllung von Vollbier, Pils und Malzbier, angeliefert vom Berliner Bürgerbräu in Berlin Friedrichshagen.

 

LKW 2, © Elisabeth Fischer, Schöneiche

Während einer von der SED betriebenen Aktion zur Enteignung von Firmenbesitzern wurde Karl Woydziak im hohen Alter unter dem Vorwand der Steuerhinterziehung verhaftet. Im Zuge der Amnestie nach den Arbeiterprotesten vom 17.juni 1953 wurde er einige Monate später wieder frei gelassen.

 

Karl Woydziak  erhielt seinen Betrieb zurück. Inzwischen 74 Jahre alt, kämpfte er um die  Beschaffung von Ersatzteilen für seinen Betrieb. Jedoch ohne Erfolg und so wurde die Likörfabrik 1960 geschlossen. Zu diesem zeitpunkt gab es nur noch Brause, Selter(s) und Bier - es wurden keine Liköre mehr hergestellt.

Karl Woydziak starb am 8.4 1963.

 

Heute wohne ich, Elisabeth Fischer, die einzige Tochter des Likörfabrikanten Karl Woydziak, in dem Haus, das einst Produktionsstätte war. Etliche Gegenstände sind heute noch gut erhalten, wie Essenzen aus den dreißiger Jahren. In dem Heimatmuseum Schöneiche stehen etliche Artikel, die Zeugen für die Likörfabrik sind: Weinballons,  Likörflaschen, Tonkrüge,  Korkenpresse, Etiketten, Geschäftsbücher usw., welche dort besichtigt werden können.

 

Text von Elisabeth Fischer, Schöneiche

 

Hier können Sie einige Etiketten der Likörfabrik sehen.

 

 

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