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Geschichte der Firma Hartwig Kantorowicz

- die ehemals größte Likörfabrik der Welt!

 

 

Hartwig Kantorowicz – ein Name 8 Firmen:

 

1) Hartwig Kantorowicz, Posen (im Besitz der Familie Kantorowicz) 1823 – 1909

2) Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Posen (im Besitz der Familie Kantorowicz) 1910 – 1919

3) Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Berlin (im Besitz der Familie Kantorowicz) 1919 – 1927

4) Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Berlin (im Besitz der Schultheiss-Patzenhofer Gruppe) 1927 – 1941

5) Hartwig Kantorowicz – C.A.F. Kahlbaum Aktiengesellschaft, Berlin (im Besitz der Schultheiss-Patzenhofer Gruppe) 1927 – 1935

6) Kantorowicz – Kahlbaum Aktiengesellschaft (im Besitz der Privatbank Josef Frisch, Stuttgart) 1935 – 1967

7) Hartwig Kantorowicz Nachfolger Josef Loewenthal, Berlin 1864 – 1908

8) Hartwig Kantorowicz Nastepca S.A. (im Besitz der Unternehmerbank Posen und später des polnischen Staates) 1920 – 1968

 

Vorgeschichte

 

Die ehemals größte und bedeutendste deutsche Likörfabrik wurde im Jahre 1823 in Posen vom Namensgeber Hartwig Kantorowicz gegründet. Diese existierte in Posen von 1823 bis 1919 und erweiterte sich ständig bis zur ehemals größten Likörfabrik der Welt.

 

Hartwig Kantorowicz war der Sohn des Brauerei- und Hausbesitzers Joachim Bernhard Kantorowicz. Dieser betrieb in der Straße Ostrowek 1/2 direkt östlich der Schrodkabrücke, welche über die Cybina (Nebenfluss der Warthe) führt, ca. 1,5 km nordöstlich des historischen Stadtkerns seit 1782 eine Brauerei und später auch ein Destillationsgeschäft.

 

Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1849 übernahm ein jüngerer Bruder von Hartwig, Eduard Kantorowicz, die elterliche Brennerei und Brauerei. Ab ca. 1860 arbeitete Eduard in der Rum-, Sprit-, Likör- und Branntweinfabrik Adolph Moral am Alten Markt 86, und der jüngste Bruder Hartwigs, David Kantorowicz, übernahm die Brennerei in der Ostrowek 1/2, welche er dort bis 1904 führte und das Haus anschließend an den Magistrat verkaufte.

 

1823 - 1909 Hartwig Kantorowicz, Posen

 

In einem kleinen Hause am Alten Markt Nr. 10 eröffnete der damals 17-jährige Hartwig Kantorowicz ganz bescheiden ein Destillations-Detailgeschäft und bot anfangs eine kleine Auswahl damals begehrter Getränke an.

Am 08.09.1834 erhielt Hartwig Kantorowicz aufgrund seiner vielfältigen geschäftlichen Aktivitäten die Bürgerurkunde der Stadt Posen und hatte nun alle Freiheiten eines Bürgers wie z.B. die volle Geschäftsfähigkeit.

 

Als einige Jahre später sein Geschäft trotz vielfältiger Konkurrenz (es gab in Posen um 1825 ca. 30 weitere Destillateurgeschäfte) sehr gutes Wachstum erfahren hatte, verlegte er dieses im Jahre 1838 in das Haus Wronkerstraße Nr. 4 nördlich des Posener Rathauses. Einige Jahre später vergrößerte sich das Geschäft abermals und wurde 1843 in die Wronkerstraße Nr. 6 verlegt. Er kaufte das 1794 erbaute Haus und ließ in den nächsten Jahren vielerlei Umbauten vornehmen. Auf dem Hof des Grundstücks wurde ein zweistöckiges Gebäude errichtet, wo unter anderem eine neue große kupferne Destillationsanlage in Betrieb genommen werden konnte, welche einen Wert von 800 Thalern hatte. 1855 hatte die Firma Kantorowicz den Telefonanschluss 77.

 

Logo der Firma Hartwig Kantorowicz, ©Stephan Becker, Brüssow

Logo der Likörfabrik Hartwig Kantorowicz

 

 

Hartwig war sehr darauf bedacht, alle Herstellungsprozesse in seiner Firma genaustens zu überwachen oder sich selbst darum zu kümmern. So entstanden unter seiner Leitung viele Getränke, die teilweise Weltruhm erlangten.

Aufgrund seines hervorragenden Geschäftssinnes vergrößerte sich die Firma Hartwig Kantorowicz ständig und erreichte noch vor 1900 den Status der größten Likörfabrik Deutschlands. Um ca. 1850 wurde der Gesamtwert der Firma auf ca. 75.000 Thaler geschätzt (der Jahreslohn eines Arbeiters betrug ca. 200 Thaler)

 

Mit seiner Ehefrau, Sophia geb. Asch hatte er zusammen 13 Kinder:

  1. Siegfried Kantorowicz (*1834)
  2. Wilhelm Kantorowicz (*1836)
  3. Max Kantorowicz (*1843)
  4. Edmund Kantorowicz (*1846)
  5. Joseph Kantorowicz (*1848)
  6. Carl Bernhard Kantorowicz (*1850)
  7. Hermann Kantorowicz (*1851)
  8. Franziska Kantorowicz (*1853)

& weitere fünf Söhne, die alle sehr früh starben.

 

Hier können Sie mehr zur Genealogie der Familie Kantorowicz sehen.

 

Untersachrift, © Stephan Becker, Brüssow

 

Die Söhne Siegfried, Wilhelm, Max, Edmund und Joseph absolvierten eine Kaufmannslehre und arbeiteten noch zu Lebzeiten des Vaters im Unternehmen mit. In einem damaligen Adressbuch von 1862 wird Hartwig als Kaufmann und Rittergutsbesitzer geführt, Siegfried und Wilhelm Kantorowicz beide als Kaufmänner – alle Wohnhaft in der Wronkerstraße 6. Drei Jahre später folgte der Sohn Max als Kaufmann und Destillateurgehilfe.

 

Ca. 1860 wurde das Nachbarhaus in der Wronkerstraße 7 und ca. 1880 die Wronkerstraße 8 dazugekauft. Die Söhne Siegfried und Wilhelm waren ab 1864 Kaufmänner der neu gegründeten Firma Hartwig Kantorowicz Söhne. Dabei handelte es sich um ein Produkt- & Kommissionierungsgeschäft mit Sitz am Saphiaplatz 3, später führten sie dort auch eine Generalagentur der Deutschen Hypothekenbank.

 

Im Jahre 1864 stellte Hartwig den Gehilfen Josef Loewenthal ein, der auch in der Wronkerstraße 6 eine Wohnung bekam und zum Destillateurgesellen ausgebildet wurde. Er entwickelte, wahrscheinlich im Auftrage seines Arbeitgebers, den sehr berühmten Kräuterbitter Litthauer Magenbitter, den er später auch selbst in Berlin und Cleveland vermarktete. Ab 1868 wohnte Loewenthal in der Wronkerstraße 10 und arbeitete als Destillateur und als Buchhalter in der Firma.

 

Mehr zu Josef Loewenthal können Sie hier sehen.

 

Die Söhne Max, Edmund und Joseph arbeiteten alle als Kaufmänner und Destillateure in der Likörfabrik des Vaters, und aufgrund der guten Ausbildung war es den Dreien möglich, auch nach dem Tode ihres Vaters Hartwig am 10.07.1871 die mittlerweile zu den größten Posener Geschäften zählende Likörfabrik noch weiter auszubauen. Eigentümer der Häuser Wronkerstraße 6, 7 & 8 wurde der älteste der drei Brüder Max Kantorowicz.

 

Likörfabrik Hartwig Kantorowicz, Wronkerstraße 6, ©Stephan Becker, Brüssow

Ansicht des Stammhauses in der Wronkerstraße 6 & 7, obwohl die Lage der Häuser auf dieser Ansicht falsch ist, da sich das Rathaus von Posen nicht an dieser Stelle befindet

 

Edmund (Destillateur) wohnte 1872 noch in Posen und ab 1874 in Berlin in der Weberstraße 9 (Parterre) – dort wird er als Inhaber der Filiale Berlin geführt. 1879 zieht er um in die Köpenicker Straße 109A (II) und wird nur noch als Mitinhaber geführt (Inhaber ist Hartwig Kantorowicz aus Posen und Edmund Kantorowicz), 1882 zieht er wieder um zum Tempelhofer Ufer 16(a) und ab 1885 ist er nicht mehr im Berliner Adressbuch zu finden. Wahrscheinlich ist er dann wieder nach Posen gezogen. Mehr zu den Filialen in Berlin finden Sie weiter unten.

 

Im Jahre 1883 treten die drei Brüder Max, Edmund und Joseph auch als Inhaber des Destillateurgeschäftes David Kantorowicz in Ostrowek 1/2 in Erscheinung, welches sie anscheinend von ihrer verstorbenen Tante Amanda (Ehefrau des Onkels David = Bruder von Hartwig Kantorowicz) übernommen haben. Dieses wurde später an einen Hugo Kantorowicz (wahrscheinlich Cousin) zurückveräußert und als Likör-, Essig- und Mineralwasserfabrik weitergeführt.

Unter der Leitung der Söhne wurde die Likörfabrik Hartwig Kantorowicz ständig erweitert. In den Jahren 1871 und 1882 weitere Gebäude errichtet, in denen täglich emsiges Treiben herrschte. Auf dem Grundstück standen Gebäudeteile verschiedenen Alters und Größe, welche neben den Herstellungsbereichen auch einen Bürotrakt, riesige Lagerkeller, eine Tischlerei und Exporträume beherbergten.

 

Hartwig Kantorowicz präsentierte sich mit seiner Likörfabrik auch auf verschiedenen Messen und Ausstellungen und wurde dort für seine außergewöhnlichen Produkte über 25 Mal prämiert, unter anderem

 

  • 1873 auf der Weltausstellung in Wien unter der Nummer 302 (Gruppe IV)
  • 1879 auf der Berliner Gewerbeausstellung unter 1171 (Gruppe X, Classe 2) – hier zusammen mit Josef Loewenthal (Alexanderstraße 22)
  • 1879 auf der internationalen Ausstellung Sydney (Sydney International Exhibition 1879)
  • 1880 auf der Provinzial Gewerbeausstellung zu Bromberg
  • 1880 auf der internationalen Ausstellung Melbourne (Sydney International Exhibition 1880)
  • 1883 – 1884 auf der internationalen Ausstellung in Kalkutta (Calcutta International Exhibition)
  • 1883 auf der ausländischen Ausstellung Boston (Foreign Exhibition in Boston, Massachusetts)
  • 1884 auf der Weltausstellung in New Orleans (New Orleans Universal Exposition and World’s Fair)
  • 1887 auf der Fachausstellung für das Gastwirtswesen in Verbindung mit der internationalen Bierausstellung in Königsberg
  • 1890 auf der Gewerbeausstellung in Bremen
  • 1895 mit der Königlich Preußischen Staatsmedaille für verdienstvolle Leistungen
  • 1911 auf der Ostdeutschen Ausstellung in Posen
  • 1913 auf der Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Freiheitskriege in Breslau
  • ???? Staatsmedaille von Sachsen-Coburg-Gotha
  • ???? Staatsmedaille von Schwarzburg-Sondershausen
  • ???? Staatsmedaille von Reuß ältere Linie

 

Auf einigen Ausstellungen wurden sogar eigene Pavillons errichtet, welche Sie hier betrachten können.

 

Im Jahre 1895 besaß die Firma vier Dampf-Destillationsanlagen mit den Abmessungen 23L, 150L, 600L & 1710L, mit denen die berühmten Getränke hergestellt wurden. Verwendet wurden reiner Alkohol und echte Kräuter, welche in den Ansätzen mit in die Blase gegeben wurden, aber auch in Siebvorlagen zur schonenden Destillation über dem kochenden Inhalt hingen.

Die wertvollen Destillate wurden in Glasballons und auch in Holzfässern monate- bzw. jahrelang gelagert, damit diese den notwendigen Reifungsprozess durchleben konnten.

 

Anschließend erfolgte eine Filtration mit Hilfe von eigens konstruierten Filtrationsanlagen, welche wochen- aber auch monatelang dauern konnte. In einem speziellen Laboratorium wurden dann aus den Destillaten Alkoholate hergestellt und in einer Küche mit dem notwendigen Zucker versehen. Die so entstandenen Liköre wurden anschließend in Holzfässer, Steingutgefäße und auch Glasballons abgefüllt und abermals einem langen Reifungsprozess unterzogen. Die anschließende Abfüllung und Etikettierung der Flaschen erfolgte von Hand, für die Verkorkung gab es eine eigens konstruierte Maschine.

 

Als alkoholische Grundlage für die allgemeinen Liköre diente reiner Alkohol, für die feinen Liköre wurde französischer Cognac verwendet.

Im Jahre 1895 betrug die Lagerkapazität in den Kantorowicz-Kellern um die 100.000 Liter. Es gab außerdem spezielle Lagerräume für Getränke, welche für eine jahrzehntelange Lagerung vorgesehen waren.

 

Eine besondere Einrichtung auf dem Kantorowicz-Hof waren die Lagerräume, welche im Souterrain lagen und ausschließlich Produkten dienten, die ins Ausland geliefert wurden. Am Eingang, der zu diesen Räumen führte, saß ein Steuerbeamter mit einem Alkoholmessgerät und überprüfte die eingehenden und ausgehenden Produkte. Im Innern der Räumlichkeiten war ein weiterer Steuerbeamter, der die ca. 30 emsig arbeitenden Mitarbeiter überwachte.

Diese Produkte wurden entweder in versiegelten Fässern oder in Flaschenkisten aus Holz, welche mit speziellen Schrauben und Zollplomben versehen waren, mit der Bahn verschickt.

Beim Abgang der Waren für den Export wurde der Alkoholgehalt und der Zuckergehalt von besagtem Steuerbeamten festgestellt und genau dokumentiert, damit die für das Inland geltenden Steuern und Abgaben nicht bezahlt werden mussten. Der Transport zum Bahnhof und auch die Verladung in die Wagons wurde von weiteren Steuerbeamten überwacht. Es gab im gesamten deutschen Staatsgebiet kein vergleichbar großes Steuerlager für Liköre, mit welchem so viele Steuerbeamte beschäftigt waren.

 

Schon seit den 1880er Jahren boomte der Export von Kantorowicz-Likören in alle Welt - Paris, London, Dänemark, Niederland, Südwestafrika, Zentralamerika, Brasilien und Japan waren häufig belieferte Ziele. Später wurden Filialen in Australien, China, Brasilien, New York und Paris eröffnet. Die Firma lieferte sogar mitten in den afrikanischen Busch. Es kamen Briefe von Häuptlingen mit Likörbestellungen an, welche auch noch um Mitsendungen von anderen Artikeln baten, wie z.B. Mundwasser, Schokolade, Wäscheklammern, aber auch Schusswaffen - diese wurden dann auch gleich mitgeschickt. Bezahlt wurden die Waren dann mit Mahagoniholzklötzen, Palmkernen oder auch Palmöl. Da die Firma Kantorowicz dafür keine Verwendung hatte, wurde extra in Hamburg eine Filiale am Hafen eröffnet, um diese Sachen dort in Geld „umzutauschen“.

 

Die Firma beherbergte in ihren Räumen außerdem schon ab ca. 1880 eine eigene Designabteilung für Flaschen und Etiketten und eine Packstation, in welcher ca. 20 Personen arbeiteten. In einem speziellen Raum wurden große Mengen an Flaschenetiketten gelagert – es gab ständig neue Entwürfe, damit wie in der Modebranche die Kundschaft immer wieder neu angesprochen werden konnte.

Es wurden auch ständig neue Flaschenformen erfunden, welche von verschiedenen Glashütten in der Provinz Posen, Schlesien, Böhmen und dem Königreich Sachsen gefertigt wurden. Es gab auch bei den Flaschen immer wieder neue Flaschenentwürfe, wie z.B. runde, viereckige, dreieckige, bauchige, turmartige, pyramidale Formen, aber auch kleine Pickelhauben. Hier können Sie eine Auswahl von Kantorowicz-Flaschenformen sehen.

 

In dem vielfältigen Gebäudekomplex existierten außerdem eine Tischlerei zur Herstellung von Flaschenkisten und eine eigene Siegellackproduktion, welche Lacke herstellten, die auch tropischen Temperaturen standhielten. In den Büros arbeiteten ca. 15 Buchhalter und 3 Stenographen. Die Korrespondenz der Exportabteilung erfolgte in englischer, französischer und spanischer Sprache.

 

Kantorowicz besaß außerdem die größte und bedeutendste Kirschsaftpresserei Europas, welche pro Tag 100.000 kg Kirschen verarbeiten konnte. Dafür waren 4 hydraulische Pressen ununterbrochen in Betrieb.


Max Kantorowicz kaufte im Jahre 1883 ein Mehrfamilienhaus in der Berliner Straße 4 und eröffnete im Jahre 1895 in der Berliner Straße 5 ein weiteres Geschäft mit Likörprobierstube und Flaschenverkauf (Tel. 283). Das Haus in der Berliner Straße 4 wurde im Jahre 1907 wieder verkauft. 1897 kaufte Josef Kantorowicz das Haus in der Berliner Straße 5, wo sich die Probierstube der Likörfabrik befand.

Kantorowicz Probierstube in Posen, Berliner Straße 5, © Klaus Koark, Welzow

 

 

Verkostungsstube Posen,  © Norbert Haack, Göttingen

Bilder der Kantorowicz Likörprobierstube in Posen in der Berliner Straße 5

Durch den Umzug von Edmund Kantorowicz nach Berlin im Jahre 1874 wurde der Grundstein für den großen Erfolg der Firma in der Hauptstadt gelegt. Es wurden neben Fabrikgebäuden auch verschiedene Großlager und Probierstuben eröffnet.

Verkostungsstube Friedrichstraße 93, ©Stephan Becker, Brüssow
Hotel Friedrichshof vor 1897, ©Stephan Becker, Brüssow
Hartwig Kantorowicz, Friedrichstraße 93, ©Stephan Becker, Brüssow

Die Likörfabrik wurde in Berlin an folgenden verschiedenen Standorten betrieben:

 

  • 1876 Hartwig Kantorowicz Liqueur- & Spritfabrik, Weberstraße 9
  • 1878 Hartwig Kantorowicz Destilationsgeschäft en gros & Liqueurfabrik, Weberstraße 9
  • 1879 Hartwig Kantorowicz Liqueurfabrik, Alexanderstraße 22 & Kontor in der Wallner Theaterstraße 26 / 27
  • 1880 Hartwig Kantorowicz, Filiale Berlin GmbH, Liqueurfabrik, Köpenicker Straße 109 ( Spezialität: Feinste Tafelliqueure)
  • 1882 Hartwig Kantorowicz, Filiale Berlin GmbH, Liqueurfabrik, Roßstraße 7 , Hochparterre (Spezialität: Feinste Tafelliqueure)
  • 1885 Hartwig Kantorowicz, Filiale Berlin, Liqueurfabrik, Fehrbelliner Straße 47
  • 1887 / 1888 Hartwig Kantorowicz, Filiale Berlin, Liqueurfabrik, Usedomstraße 7, Berliner Lagerhof, Gebäude 2
  • 1890 Generalvertreter der Firma Hartwig Kantorowicz wird H. A. Lepach, Königstraße 47
  • 1891 Hartwig Kantorowicz, Filiale Berlin, Liqueurfabrik, Usedomstraße 7
  • 1896 Hartwig Kantorowicz, Filiale Berlin, Fabrik feinster Liqueure, Fruchtsaftfabrik, Import von Rum, Arak & Cognac, Flaschenverkauf und Probierstube, Dorotheenstraße 18-21, Ecke Friedrichstraße
  • 1897 Hartwig Kantorowicz , Filiale Berlin, Fabrik feinster Liqueure, Fruchtsaftfabrik, Import von Rum, Arak & Cognac, Export nach allen Weltteilen, Flaschenverkauf und Probierstube, Friedrichstraße 93 Ecke Dorotheenstraße
  • 1906 Eröffnung eines Lagers & Kontors in der Dorotheenstraße 22 (Friedrichspassage), sowie einer weiteren Filiale in der Georgenstraße 24, welche aber im gleichen Jahr wieder geschlossen wird.
  • 1911 Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Filiale Berlin, gegr. 1823, Hauptgeschäft in Posen, Fabrik feinster Liqueure, Fruchtsaftfabrik, Import von Rum, Arak & Cognac, Export nach allen Weltteilen, Flaschenverkauf und Probierstube, Friedrichstraße 93 Ecke Dorotheenstraße (Geschäftsführer Carl Goly), Kontor & Lager in der Dorotheenstraße 17 (Geschäftsführer Adolf Moser), Vorstand: Dr. Franz Kantorowicz & Hans Schuchard
  • 1914 Eröffnung einer weiteren Filiale mit Probierstube und Flaschenverkauf im Gebäude der Bäckerei Telschow in der Joachimsthaler Straße 1, Ecke Hardenbergstraße (Geschäftsführer Carl Goly)
  • 1916 wird Alexander Reiser neuer Geschäftsführer in der Dorotheenstraße 17
Verkostungsstube Friedrichstraße 93, ©Stephan Becker, Brüssow
Verkostungsstube Friedrichstraße 93, ©Stephan Becker, Brüssow
Verkostungsstube Friedrichstraße 93, ©Stephan Becker, Brüssow

Ansichten der Verkostungsstube in der Friedrichstraße nach dem Umbau 1904

Hier können Sie weitere Innen- und Außenansichten der Verkostungsstube in der Friedrichstraße 93 sehen.

Hier konnen Sie Innenansichten der Verkostungsstube in der Joachimsthaler Straße 1 sehen.

 

Da die Geschäfte weltweit bestens liefen und auch die Filialen in Berlin gute Umsätze machten, entschlossen sich die Brüder, auch in Hamburg eine Filiale zu eröffnen. Es wurden im Jahre 1898 im zweiten Stock Räume unter der Adresse Alter Wall 40 angemietet, welche jedoch im Jahre 1906 wieder verlassen wurden. Auf einigen Kantorowicz Flaschentypen (z.B. Litthauer Magenbitter, Reiterlikör, Pomeranzen) finden sich Eingüsse „Hartwig Kantorowicz Posen, Berlin, Hamburg“ oder auch „Posen, Hamburg, Paris“. Diese Flaschen stammen dann definitiv aus der Zeit zwischen 1898 und 1906, da die Hamburger Filiale nur acht Jahre existierte.

 

Laut der oben genannten Orte, welche auf den verschiedenen Flaschentypen verzeichnet sind, wäre es anzunehmen, dass es auch in Paris eine Filiale von Kantorowicz gegeben haben sollte, jedoch finden sich in alten Pariser Adressbüchern keine Eintragungen in den Jahren 1895 – 1907.

 

1899 wurde eine Filiale in der 32 Water Street in New York errichtet, die aber auch nur drei Jahre bis 1902 existierte. Deshalb sind z. B. Milchglasflaschen des Litthauer Magenbitters mit der Aufschrift „Hamburg, Berlin, Posen, New York“ besonders selten. Nach der Schließung der New Yorker Filiale wurden die Getränke von Kantotowicz weiterhin mit großem Erfolg verkauft, allerdings über selbständige Vertreter (sole agents).

 

Deutschlandweit wurde außerdem sehr viel Werbung gemacht, so dass eine große Anzahl an Gaststätten, Restaurants und Läden Kantorowicz-Produkte führten.

 

Kurhaus Sellin, © Stephan Becker, Brüssow     Weinhütte Hannover, © Stephan Becker, Brüssow

 

Kantorowicz Likörstube Leipzig, © Stephan Becker, Brüssow

 

 

Um ihre Stellung am Markt behaupten zu können und auch nicht von der Konkurrenz in die zweite Reihe gedrängt zu werden, beauftragte die Firma Kantorowicz in den Jahren nach 1900 verschiedene Künstler mit der Erstellung von Werbeplakaten, welche auch in Briefmarkenform gedruckt wurden. Hier z.B. ein Werbeplakat für Eier-Cognac des Künstlers Hans Lindenstaedt aus der Zeit von vor 1905.

 

Künstler-Plakat, © Kahlbaum-Sammlung BoxhagenKantorowicz Reklamemarke 2, © Stephan Becker, BrüssowKantorowicz Reklamemarke 1, © Stephan Becker, Brüssow

 

Da sich die drei Inhaber der Likörfabrik um 1900 dem Rentenalter näherten, nahmen sie den ältesten Sohn des Max Kantorowicz, Dr. jur. Franz Kantorowicz als Teilhaber mit in die Firma.

 

1910 – 1919 Hartwig Kantorowicz AG, Posen, in Familienbesitz

 

Im Laufe der Jahre stieg die Produktion immer weiter an, so dass die Räumlichkeiten in der Wronkerstraße 6 allmählich zu klein wurden.

Es wurde der Architekt Martin Sonnabend beauftragt, einen neuen Fabrikkomplex zu errichten. Die Familie kaufte dafür ein großes Gelände in der Südstraße gegenüber des Schlacht- und Viehhofes. Nach mehrjähriger Bauzeit konnte die Firma im Jahre 1908 ihren Sitz in die mehr als 1000 Quadratmeter umfassenden Produktions- und Verwaltungsgebäude verlegen. Die gesamte Anlage war vollständig unterkellert und in Stahlbetonweise errichtet worden. Sie umfasste vier fünfstöckige Fabrikgebäude, mehrere Produktions- und Lagerhallen, welche alle mit einander verbunden waren.

 

Das Gebäude war der modernste Neubau in Posen und verfügte neben mehreren Fracht- und Personenaufzügen auch über straßenseitige Wohneinheiten, welche mit Stuckelementen verziert waren. Über der Toreinfahrt wurde in der Mitte das neue Logo der Firma aus Stein platziert, rechts und links davon Abbildungen des Stammhauses in der Wronkerstraße. Der Komplex beherbergte auch Mietwohnungen. Die gesamte Anlage war nur über die besagte Toreinfahrt zu erreichen – es gab einen großen Haupteingang in der Südstraße 6.

 

Kantorowicz Fabrikkomplex, ©Stephan Becker, Brüssow

 

Im Jahre 1910 schied Josef Kantorowicz aus der Firma aus, und Dr. jur. Franz Kantorowicz wandelte die Likörfabrik in eine Aktiengesellschaft um – mit sich als Direktor und Hans Schuchard als Geschäftsführer. Die Geschäfte liefen auch während des ersten Weltkrieges so hervorragend, dass das Unternehmen seinen Aktionären auch zu Kriegszeiten im Jahre 1917 12% Dividende ausgezahlt hatte. Zwar konnten die ausländischen Filialen leider nicht mehr beliefert werden, aber Reingewinn betrug 1916 trotzdem noch um die 230.000 Reichsmark.

 

Kantorowicz Feldpostkarte 1, ©Stephan Becker, Brüssow     Kantorowicz Feldpostkarte 2, ©Stephan Becker, Brüssow

 

Kantorowicz sah wie alle damaligen Likörhersteller die Chance zur Umsatzsteigerung in der Belieferung der Armee mit Getränken. Es wurden Feldpostkarten verteilt und Liköre an die Front geliefert. Der Gewinn steigerte sich 1919 auf ca. 430.000 Reichsmark, und es gab sogar 18% Dividende.

So wurde in Posen neben der Probierstube in der Berliner Straße ein weiteres Geschäft in der Wronkerstraße 6/8 errichtet.

 

Um 1900 war die Likörfabrik Hartwig Kantorowicz weltweit bekannt und ungefähr so berühmt wie heute Mercedes Benz oder Coca Cola. Es wurden neben Likören nun auch Fruchtsäfte und Marmeladen in großem Stil hergestellt und verkauft. Es gab eine eigene Cognac- und Whiskylinie mit mindestens 50 verschiedenen Produkten, und auch deutsche und internationale Weine wurde in großen Mengen verkauft. Die Firma hatte wahrscheinlich um die 1000 verschiedene Produkte in ihrem Portfolio.

 

Im Likörbereich erlangten folgende Produkte Weltruhm:

 

  • Allasch „Orlow“ in weißen Steingutkrügen (hergestellt seit 1848)
  • Podbieta = Polnischer Reiterlikör in viereckiger grüner Flasche (benannt nach dem Helden des Romans „Mit Feuer und Schwert“ von Henryk Sienkiewicz)
  • Pomeranzenlikör in grüner Schmuckflasche
  • Coca-Bitter in grüner Schmuckflasche (mit dem Extrakt der Cocablätter, welcher Cocain enthält)
  • Original Mandarin-Ginger in Flasche mit 20 Ecken
  • Litthauer Magenbitter in weißer Milchglasflasche
  • Wodka Wyborowa (angeblich seit 1823 produziert)

 

Auf vielen Produkten wurden mehrsprachige Etiketten angebracht, und es wurden auch Broschüren mitgegeben, wie z.B. Litthauer Magenbitter (deutsch, englisch, französisch & spanisch).

Für die ca. 1890 auf den Markt gebrachte Spezialität Coca-Bitter wurden extra mehrsprachige Broschüren herausgegeben, welche über die besonderen Qualitäten dieses Getränkes Auskunft gaben und welche in fast alle europäischen Sprachen sowie in die hindustanische, japanische und chinesische Sprache übersetzt wurden.

 

Etikett Rosenlikör, © Stephan Becker, Brüssow   Etikett Reiterlikör Podbipieta, © Stephan Becker, Brüssow   Etikett Citronenmost, © Stephan Becker, Brüssow

Hier eine (unvollständige) Auflistung der von Kantorowicz angebotenen Liköre (Stand ca. 1910 - 1919):

 

 

Flaschentyp 1 in den Größen ca. 1000ml, 500ml, 200ml, 100ml & 60ml:

Mönchslikör (ehemals Benediktinerlikör)

Hier gibt es noch weitere interessante Details zum Mönchslikör

Kantorowicz Mönchslikör, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Mönchslikör, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Mönchslikör, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 2 in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 50ml:

Carthäuser Likör, gelb

Carthäuser Likör, grün

Kantorowicz Karthäuser, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 3 in den Größen ca. 1000ml, 500ml, 100ml & 30ml:

Litthauer Magenbitter (Porzellanflasche)

Hier gibt es noch weitere interessante Details zum Litthauer Magenbitter

Kantorowicz Litthauer Magenbitter, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Litthauer Magenbitter, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Litthauer Magenbitter, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 4 in den Größen in den Größen ca. 1000ml, 500ml, 200ml & 70ml:

Podbipieta Altpolnischer Reiterlikör

Kantorowicz Reiterlikör, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Reiterlikör, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Reiterlikör, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 5 in der Größe ca. 950ml:

Kümmel Nr.0

Kantorowicz Kümmel 0, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Kümmel 0, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Kümmel 0, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 6 in den Größen ca. 630ml & 120ml:

Allasch

Kantorowicz Allasch, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 7 in den Größen ca. 750ml, 380ml, 120ml & 60ml:

Eckauer Nr.00 (kristalliesierter Kümmel)

 

Am 20.12.1875 ließ sich Kantorowicz den Namen, die Flaschenform und das Etikett des Eckau 00 beim Reichspatentamt unter der Nummer 28 patentieren.

Kantorowicz Eckauer 00, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 7a in den Größen ca. 750ml, 380ml, 120ml & 60ml:

Trojka (kristalliesierter Curacao)

Kantorowicz Trojka, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 8 in den Größen ca. 1000ml, 500ml, 100ml & 60ml:

Bitter-Pomeranzen-Likör (Marke Rathaus)

Curacao-Likör (Marke Rathaus)

Pfeffermünz-Likör, weiß (Marke Rathaus)

Pfeffermünz-Likör, grün (Marke Rathaus)

Weißer ostindischer Ingwer-Likör (Marke Rathaus)

Brauner Ingwer-Likör (Marke Rathaus)

Vanille-Likör (Marke Rathaus)

Kalmus-Likör (Marke Rathaus)

Himbeer-Likör (Marke Rathaus)

Anisette (Marke Rathaus)

Kirsch-Likör (Marke Rathaus)

Orangen-Likör (Marke Rathaus)

Bergamotten-Likör (Marke Rathaus)

Rosen-Likör (Marke Rathaus)

Citronen-Likör (Marke Rathaus)

Ananas-Likör (Marke Rathaus)

Cacao-Likör (Marke Rathaus)

Maraschino (Marke Rathaus)

Pesttropfen-Bitter (Marke Rathaus)

Persiko (Marke Rathaus)

Goldwasser (Marke Rathaus)

Kantorowicz Rathaus Marke, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Rathaus Marke, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Rathaus Marke, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 8a in den Größen ca. 500ml & 60ml:

Bitter-Pomeranzen-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Curacao-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Pfeffermünz-Likör, weiß (Kristall Pyramidenflasche)

Pfeffermünz-Likör, grün (Kristall Pyramidenflasche)

Weißer ostindischer Ingwer-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Brauner Ingwer-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Vanille-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Kalmus-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Rosen-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Citronen-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Goldwasser (Kristall Pyramidenflasche)

Himbeer-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Ananas-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Anisette (Kristall Pyramidenflasche)

Cacao-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Kirsch-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Maraschino (Kristall Pyramidenflasche)

Orangen-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Bergamotten-Likör (Kristall Pyramidenflasche)

Persiko (Kristall Pyramidenflasche)

Eier-Creme (Kristall Pyramidenflasche)

Kantorowicz Kristall Pyramidenflasche, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Rathaus Marke, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 9 in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 60ml:

Dübelt grüne Pomeranze

Dübelt Goldwasser

Dübelt Goldwasser II. Qualität

Kurfürstlicher Magenbitter

Kantorowicz Goldwasser, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Goldwasser, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 10 in den Größen ca. 750m, 200ml & 70ml:

Strandkorn (alter abgelagerter Getreidekorn im Steinkrug)

Kantorowicz Strandkorn, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Strandkorn, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Strandkorn, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 11 in den Größen ca. 750ml, 500ml & 200ml:

Eier-Cognac

Kantorowicz Eier-Cognac, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 11a in den Größen ca. 750ml, 380ml & 150ml:

Advocaat Eier-Creme

Kantorowicz Advocaat Eier-Creme, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 12 in den Größen ca. 860ml, 430ml, 120ml & 60ml:

Cherry-Brandy (holländische Art)

Curacao orange (holländische Art)

Curacao groene (holländische Art)

Curacao witte (holländische Art)

Curacao "Sport" (holländische Art)

Stoughton (holländische Art)

Half and Half (holländische Art)

Anisette witte (holländische Art)

Kantorowicz Liköre holländischer Art, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Liköre holländischer Art, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Liköre holländischer Art, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 13 in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 50ml:

Cherry-Brandy (holländische Art) im Steinkrug

Curacao orange (holländische Art) im Steinkrug

Curacao groene (holländische Art) im Steinkrug

Curacao witte (holländische Art) im Steinkrug

Curacao "Sport" (holländische Art) im Steinkrug

Stoughton (holländische Art) im Steinkrug

Half and Half (holländische Art) im Steinkrug

Anisette witte (holländische Art) im Steinkrug

 

 

Flaschentyp 46 (= Flaschentyp 13) in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 50ml:

Steinhäger in Steinkrügen

 

Kantorowicz Liköre holländischer Art, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Liköre holländischer Art, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 14 in den Größen ca. 500ml & 30ml

Coca-Bitter

Kantorowicz Coca Bitter, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 15 in den Größen ca. 600ml & 300ml:

Aromatischer Angostura-Bitter

 

Am 11.12.1875 ließ sich Kantorowicz den Namen, die Flaschenform und das Etikett des Angostura-Bitters beim Reichspatentamt unter der Nummer 23 patentieren. Am 10.04.1886 folgte eine neue Patentanmeldung für ein neues Flaschenetikett unter der Nummer 51.

Kantorowicz Angosturabitter, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 16 in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 60ml:

Imperal Blackberry-Brandy

Imperial Peach (Pfirsich)-Brandy

Kantorowicz Imperial Blackberry Brandy, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Blackberry Brandy, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Blackberry Brandy, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 17 in den Größen ca. 500ml, 300ml & 100ml:

Maraschino

Maraschino "Rosolio"

Maraschino di Zara

 

Am 20.12.1875 ließ sich Kantorowicz den Namen, die Flaschenform und das Etikett des Maraschinos (Maraschino di Zara) beim Reichspatentamt unter der Nummer 25 patentieren.

Kantorowicz Maraschino, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 18 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

Cacao à la Vanille

Kantorowicz Cacao a la Vanille, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 19 in den Größen ca. 650ml & 60ml:

Tokaya Weinlikör "Millenium"

Kantorowicz Tokayer Weinlikör, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 20 in der Größe ca. 670ml:

Coca-Likör

Kantorowicz Coca Likör, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 21 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

a Prunelle Abricotine

Kantorowicz Prunelle, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 22 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

Crème d`Anisette                        

Crème de Cacao

Crème de Curacao

Crème de Marasquin

Crème de Mocca

Crème d`Orange

Crème de Rose

Crème de Vanille

Menthe

Peppermint

Kantorowicz Cremeliköre, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 23 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

Wiener Café-Vanille

Kantorowicz Wiener Cafe Vanille, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 24 in der Größe ca. 500ml:

Crème d`Orange

Crème de Rose

Crème de Vanille

Kantorowicz Cremeliköre, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 25 in den Größen ca. 1000ml, 500ml, 200ml & 60ml:

Ingwer Magenwein

Grüner Pfeffermünz

Kantorowicz Pfeffermünz, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Pfeffermünz, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 26 in den Größen ca. 1000ml, 500ml, 200ml & 60ml:

Crème de Menthe glaciale

Kantorowicz Creme de Menthe, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Creme de Menthe, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 27 in den Größen ca. 1100ml, 530ml & 200ml:

Mandarin Ginger

 

Am 20.12.1875 ließ sich Kantorowicz den Namen, die Flaschenform und das Etikett des Mandarin-Gingers beim Reichspatentamt unter der Nummer 31 patentieren.

Kantorowicz Mandarin Ginger, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Mandarin Ginger, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Mandarin Ginger, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 28 in der Größe ca. 550ml:

Schweizer Alpenkräuter-Likör

Kantorowicz Schweizer Alpenkräuterlikör, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Schweizer Alpenkräuterlikör, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Schweizer Alpenkräuterlikör, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 30 in der Größe ca. 500ml:

Nansen Polar Bitter

Kantorowicz Nansen Polarbitter, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 31 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

Absinthe Supreme

Kantorowicz Absinthe, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 32 in den Größen ca. 1000m, 500ml & 60ml:

Kirsch-Nalewka = Wisniówka (poln. Früchte-Branntwein)

Pflaumen-Nalewka = Sliwówka (poln. Früchte-Branntwein)

Ebereschen-Nalewka = Jarzebówka (poln. Früchte-Branntwein)

Pomeranzen-Nalewka = Pomaranczówka (poln. Früchte-Branntwein)

Kalmus-Nalewka = Polska Nalewka (poln. Früchte-Branntwein)

Nuß-Nalewka = Orzechówka (poln. Früchte-Branntwein)

 

Flaschentyp 32a in den Größen cca. 1000ml & 500ml:

Nastojka

Kantorowicz Nalewka, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 33 in der Größe ca. 580ml:

Wojtek

Kantorowicz Wojtek, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 34 in der Größe ca. 500ml:

Stara wódka litewska (alter Litthauischer Wodka)

Jablkówka (Apfelgeist)

Kantorowicz Polnische Branntweiine, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 35 in den Größen ca. 960ml, 470ml & 60ml:

Kujawische Magenessenz (Kujawiak)

Kantorowicz Kujawische Magenessenz, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Kujawische Magenessenz, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 38 in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 60ml:

Weinkorn

Kantorowicz Weinkorn, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 39 in der Größe ca. 550ml:

Geneva (Genever)

Kantorowicz Geneva, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 40 in der Größe ca. 600ml:

Russischer Tafel-Aquavit

Dänischer Tafel-Aquavit (Hobro)

Kantorowicz Tafelaquavit, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 41 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

Atschischtschina (Czysta)

Kantorowicz Atschischtschina, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 42 in den Größen ca. 750ml & 380ml:

Schwarzwälder Kirschwasser

KantoSchwarzwälder Kirschwasser, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 43 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

Kaiser-Likör

 

Flaschentyp 44 in der Größe ca. 550ml:

Alt-Nurenberger Güldenwasser

Flaschentyp 45 in der Größe ca. 700ml:

Pomeranzen Nr. 00 (kräftiger weißer Tafel-Likör)

KantorowiczPomeranzen 00, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Pomeranzen 00, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Pomeranzen 00, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 47 in den Größen ca. 700ml, 350ml & 60ml:

Ananas-Punschextrakt

Arac-Punschextrakt

Burgunder-Punschextrakt

Erdbeer-Punschextrakt

Kaiser-Punschextrakt

Rum-Punschextrakt

Schlummer-Punschextrakt

Sherry-Punschextrakt

Rotwein-Punschextrakt

Royal-Punschextrakt

Spezial Blackberry-Punschextrakt

Kantorowicz Punschextrakte, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 48 in der Größe ca. 730ml:

Tokayer-Punschextrakt

Kantorowicz Tokayer Punschextrakt, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 49 in den Größen ca. 700ml & 380ml:

Schwedischer Punsch (Svensk Caloric)

Kantorowicz Schwedischer Punsch, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 50 in der Größe ca. 500ml:

Abricotine (Korbflasche)

Allasch (Korbflasche)

Pomeranzen grün (Korbflasche)

Coca-Likör (Korbflasche)

Mandarin-Ginger (Korbflasche)

Curacao sec. (Korbflasche)

Peppermint (Korbflasche)

Anisette (Korbflasche)

Kantorowicz Korbflasche, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 51 in der Größe ca. 1100ml:

Victoria-Likör (Flasche ist 60cm hoch)

Kantorowicz Victoria Likör, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 52 in der Größe ca. 140ml:

Taschenflacon mit Nickelbecher - diverse Likörfüllungen

Taschenflacon mit Nickelbecher - Cognac-Verschnitt

Kantorowicz Taschenflacon, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 53 in der Größe ca. 40ml:
Kaiserlikör in einem Helmfläschen (Atilleriehelm)

Kaiserlikör in einem Helmfläschen (Infanteriehelm)

Kantorowicz Kaiserlikör, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Kaiserlikör, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Kaiserlikör, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 54 in der Größe ca. 22ml:

flacher Miniaturflacon mit franz. Cognac

 

Flaschentyp 55 in der Größe ca. 90ml:

flacher Reiseflacon mit Likören des Flaschentyps 8 (Marke Rathaus):

Bitter-Pomeranzen-Likör

Curacao-Likör 

Pfeffermünz-Likör, weiß 

Pfeffermünz-Likör, grün 

Weißer ostindischer Ingwer-Likör 

Brauner Ingwer-Likör 

Vanille-Likör 

Kalmus-Likör 

Himbeer-Likör 

Anisette 

Kirsch-Likör

Orangen-Likör

Bergamotten-Likör

Rosen-Likör 

Citronen-Likör

Ananas-Likör

Cacao-Likör

Maraschino (

Pesttropfen-Bitter 

Persiko 

Goldwasser 

 

Flaschentyp 56 in der Größe ca. 100ml:

flacher Jagd-Flacon mit Cognac-Verschnitt

 

Flaschentyp 57 in der Größe ca. 100ml:

flacher Westentaschen-Flacon mit diversen Likören

Kantorowicz Miniaturflacon, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 58 in den Größen ca. 500ml & 50ml:

Alba (feinster Magenbitter-Likör)

Kantorowicz Alba, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Kaiserlikör, ©Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 59 in den Größen ca. 860ml, 430ml & 60ml:

Cordial Médoc

Kantorowicz Cordial Medoc, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 60 in der Größe ca. 750ml:

Dreiländer-Tropfen

Kantorowicz Dreiländertropfen, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 61 in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 60ml:

Kosak (Kristallkümmel)

Kantorowicz Kosak, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 62 in den Größen ca. 1000ml, 750ml, 500ml & 10ml:

Allasch "Hartkant" (weißglasierter Krug) 1846 - ca. 1880

Allasch "Orlow" (weißglasierter Krug) ab ca. 1880

Kantorowicz Allasch Orlow, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Allasch Orlow, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Allasch Hartkant, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 63 in den Größen ca. 1000ml, 750ml, 500ml & 380ml:

Bitter-Pomeranzen Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Curacao Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Peppermint Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Rosen Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Vanille Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Prunelle Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Maraschino Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Anisette Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Ostindischer Ingwer Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Bergamotte Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Cacao Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Goldwasser Crème-Likör (in den Ausführungen extra fein & mild)

Kantorowicz Cremeliköre, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 64 in den Größen ca. 1000ml, 500ml & 100ml:

Curacao extra dry (Majolinka-Krug blau und rot)

Curacao triple sec (Majolinka-Krug blau und rot)

Kantorowicz Curacao, © Gerhard Schneider, Leipzig
Kantorowicz Curacao, © Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Curacao, © Stephan Becker, Brüssow

Flaschentyp 65 in den Größen ca. 630ml, 320ml & 50ml:

Romanow hochfeiner Tafellikör

Kantorowicz Romanow, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 66 in den Größen ca. 630ml, 320ml & 50ml:

Wodka

Kantorowicz Wodka, © Gerhard Schneider, Leipzig

Flaschentyp 618 in den Größen ca. 1000ml & 500ml:

Grenadine Limonaden-Sirup

Kantorowicz Grenadine, © Gerhard Schneider, Leipzig

Hier können Sie einige Flaschenetiketten von ehemaligen Kantorowicz-Getränken sehen.

1919 - 1927 Hartwig Kantorowicz AG, Berlin, in Familienbesitz

 

Der damalige Eigentümer Dr. Franz Kantorowicz hielt sich in den Jahren 1919 und 1920 teilweise in Berlin auf und plante schon einige Zeit den Verkauf seiner gesamten Besitztümer in Posen, da im Zuge der anhaltenden Polonisierung die Geschäfte und das Leben dort für ihn schwieriger wurde.

 

Am Abend des 05.11.1920 kam er aus Berlin und verkaufte die Firma für einen Gesamtpreis von 20 Millionen Reichsmark, davon 5 Millionen Reichsmark alleine für die Immobilien an die Unternehmerbank Posen, welche durch Dr. Kazimierz Bajonski und Dr. Stanislaw Pernaczynski vertreten wurde. Der Vertrag wurde bei dem Notar Ludwik Zachariasz Chichwicz beurkundet und beinhaltete auch eine Übergabe der bis dahin streng gehüteten Likörrezepturen.

 

Bis zum Verkauf des Stammhauses in Posen gehörten Dr. Franz Kantorowicz und Hans Schuchard zum Vorstand der Aktiengesellschaft und wohnten in Posen. Schon im Jahre 1920 zog Hans Schuchard nach Berlin Wilmersdorf um, und Dr. Franz Kantorowicz verließ Posen einen Tag nach dem Verkauf seiner Firma und zog nach Berlin-Steglitz in die Grunewaldstraße 39.

 

Nach dem Verkauf des Stammhauses in Posen blieb die Likörfabrik Hartwig Kantorowicz in Berlin eine Aktiengesellschaft und befand sich 1919 übergangsweise in der Greifswalder Straße 224, die Probierstuben und das Kontor wurden an den alten Standorten weiterbetrieben. Im Vorstand befanden sich weiterhin Dr. Fanz Kantorowicz und Hans Schuchard. Ein Jahr später wurde die Produktion nach Schöneberg in die Geneststraße 6 verlagert und das Kontor in der Dorotheenstraße 17 geschlossen. Dafür wurde 1921 in der Potsdamer Straße 22 ein neues Kontor eröffnet.

Kantorowicz Werbezettel, ©Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Werbezettel, ©Stephan Becker, Brüssow
Kantorowicz Werbezettel, ©Stephan Becker, Brüssow

Weitere Werbezettel, Rechnungen, Briefe usw. können Sie hier sehen.

Ab dem 01.07.1921 wurde das Stammkapital der Gesellschaft auf 10 Millionen Reichsmark erhöht und eine Dividende von 30% zuzüglich 10% Bonus ausgezahlt. Dr. Rosin von der Darmstädter Bank für Handel und Industrie wurde in den Aufsichtsrat gewählt. 1921 hatte Kantorowicz Warenvorräte im Wert von 5,3 Millionen Reichsmark und einen Reingewinn von 3,2 Millionen Reichsmark. Da sich die Geschäfte nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder verbesserten und auch der Export boomte, wurde 1922 ein weiteres Großlager in der Kolonnenstraße 29 eröffnet.

 

Als es im Zuge der im Herbst 1925 einsetzenden Wirtschaftskrise zu vielen Betriebszusammenbrüchen und allgemeiner Arbeitslosigkeit kam, verringerte sich der Verkauf seiner Waren soweit, dass sich Kantorowicz verkleinern musste und die Räumlichkeiten in der Geneststraße, Kolonnenstraße und auch in der Potsdamer Straße verließ.

 

Seit Anfang der Zwanziger Jahre gab es Kooperationen mit anderen Privatunternehmern, welche den damals sehr berühmten Namen Kantorowicz gegen Bezahlung nutzen durften. Dieses Konzept wurde für Bars, Likörstuben und Tanzdielen angewendet und war angelehnt an die schon existierenden Likörstuben. So eröffnete zum Bespiel der Kaufmann J. Szczepanski eine Tanzdiele mit Wein- und Likörstube in der Ansbacher Straße 11 am Wittenbergplatz im Jahre 1925, welche nach seinem Tode im Jahre 1938 von seiner Wittwe Martha bis 1942 in der Ansbacher Straße 15 weitergeführt wurde.

 

Likörstube Szczepanski am Wittenbergplatz

Likörstube am Wittenbergplatz

 

Weiter Ansichten der Likör- und Weinstubestube am Wittenbergplatz können Sie hier sehen!

 

 

1927 - 1967 Hartwig Kantorowicz AG, Berlin, Hartwig Kantorowicz- C.A.F. Kahlbaum AG, Berlin & Kantorowicz-Kahlbaum AG, Berlin & Hamburg, in Fremdbesitz

 

Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die Umsätze und auch die Gewinne der Hartwig Kantorowicz AG in den Jahren 1925 – 1927 so weit gesunken, dass der Betrieb in Schwierigkeiten geraten war und nur durch Fusion mit der berühmten Berliner Likörfabrik C.A.F. Kahlbaum, welche ebenfalls angeschlagen war, gerettet werden konnte. Im Rahmen dieser Fusion verkaufte die Familie Kantorowicz all ihre Anteile an der Firma und erwarb dafür Grundbesitz in Berlin. Am 12.10.1927 wurden durch Gesellschaftsverträge die neuen Firmen Hartwig Kantorowicz – C. A. F. Kahlbaum AG und die Hartwig Kantorowicz AG gegründet, welche ein jeweiliges Stammkapital von 50.000 Reichsmark hatten.

 

Der Gegenstand der Unternehmen war in beiden Fällen die Herstellung und der Handel von Likören, Spirituosen und Fruchtsäften, sowie der Handel mit Weinen und sonstigen Spirituosen. Der Firmensitz beider Gesellschaften wurde 1927/1928 auf das stillgelegte Gelände der Schultheiß-Patzenhofer Brauerei AG in der Spandauer Chaussee 50-56 verlegt, und so existierten die drei Likörfabriken (Hartwig Kantorowicz AG, Hartwig Kantorowicz – C.A.F. Kahlbaum AG & C.A.F. Kahlbaum AG) mit ihrem Hauptsitz alle nebeneinander unter der selben Adresse. Einen überwiegenden Teil der Aktien waren im Besitz des Schultheiß Brauereikonzerns in Berlin.

 

Geschäftsführer der Hartwig Kantorowicz – C.A.F. Kahlbaum AG waren Dr. Arthur Rosin (Bankier), Max Böhm (Kaufmann) & Dr. August Stern.

Der Reingewinn im Jahre 1926/1927 betrug 85.668 Reichsmark, wohingegen die Hartwig Kantorowicz AG und die C.A.F. Kahlbaum AG keine Gewinne erwirtschafteten. Ursächlich für diesen geringen Gewinn waren die großen Umstrukturierungen, die Firmenfusionen und die Abwicklung der beiden ehemaligen Einzelfirmen, welche zwar noch weiterhin nebenbei existierten, aber keine Bedeutung mehr für die Zukunft hatten. Schon ein Jahr später wies die Bilanz einen Reingewinn von 4,4 Millionen Reichsmark aus, welcher jedoch zu einem großen Teil aus Grundstücksverkäufen resultierte.

 

Die Hartwig Kantorowicz – C.A.F. Kahlbaum AG Berlin versuchte ihre Produkte weiterhin deutschlandweit zu vermarkten und so arbeitete sie mit dem Kaufmann Gustav Balkheimer aus Stuttgart zusammen, welcher die Generalvertretung für den süddeutschen Raum übernahm. Balkheimer war als selbstständiger Kaufmann in Stuttgart in der Zeit von 1897 bis mindestens 1946 tätig und vertrat auch andere Spirituosenhersteller, Marmeladen- und Schokoladenhersteller.

 

Gustav Balkheimer 1930, ©Kahlbaum-Sammlung Boxhagen         Gustav Balkheimer 1932, © Kahlbaum-Sammlung Boxhagen

 

Im Juni 1931 wurde Dr. Franz Kantorowicz in den Aufsichtsrat gewählt.

Bei der Neuwahl des Aufsichtsrates am 11.02.1933 wurde dieser fast vollständig ausgewechselt (Dr. Franz Kantorowicz, W. Radolny, J. Hirsch, Dr. Karl Berthold Benecke, Dr. W. Sobernheim, E. Kuhlmann).

 

In den folgenden Jahren konnten leider nur Verluste erwirtschaftet werden:

1929/1930: Verlust von 1,16 Millionen Reichsmark

1930/1931: Verluststeigerung auf 3,64 Millionen Reichsmark

1931/1932: Verluststeigerung auf 4,79 Millionen Reichsmark

1932/1933: Verluststeigerung auf 5,79 Millionen Reichsmark

 

Am 19.02.1934 erfolgte aufgrund der anhaltenden Verluste eine Kapitalherabsetzung der Gesellschaft auf 1,2 Millionen Reichsmark, da sich die Geschäfte insgesamt negativ entwickelt hatten. Durch den somit entstandenen Buchgewinn von 6,53 Millionen Reichsmark konnten sämtliche Verluste getilgt werden. Das Geschäftsjahr 1933/1934 wies in der Bilanz nur noch einen Gewinn von 51.000 Reichsmark auf. Als Geschäftsführer verblieben M. Gößler und Hans Falck.

 

Obwohl die Sanierung der Firma gelang, verkaufte die Schultheiß-Patzenhofer-Gruppe die Gesellschaft im November 1935 an ein süddeutsches Konsortium unter der Leitung der Bankfirma Josef Frisch aus Stuttgart. Dem neu gewählten Aufsichtsrat gehörten Dr. Berthold Benecke (Norddeutsche Hefeindustrie AG) aus Berlin, Josef Frisch (Bankier) und Konsul Paul Rueß, beide aus Stuttgart, an. Es wurde eine weitere Kapitalherabsetzung auf 600.000 Reichsmark beschlossen.

 

Die Gewinne der folgenden Geschäftsjahre waren wie folgt:

1935/1936: Gewinn von 5.320 Reichsmark

1936/1937: Gewinn von 50.600 Reichsmark

1938/1939: Gewinn von 53.000 Reichsmark

1940/1941: Gewinn von 48.800 Reichsmark

1941/1942: Gewinn von 69.700 Reichsmark

 

Im Jahre 1936 erwarb der langjährige Geschäftsführer der Kantorowicz-Probierstuben Carl Goly beide Geschäfte in der Friedrichstraße 93 und Joachimsthaler Straße 1 und führte diese unter dem Namen „Kantorowicz-Alte Likörstuben“ weiter bis zum Kriegsende.

 

1937 wurde der Hauptsitz der Hartwig Kantorowicz – C. A. F. Kahlbaum AG in die Große Leegestraße 97-98 verlegt und zwei Jahre später (1939) auch die Hartwig Kantorowicz AG. Auf der Hauptversammlung vom 18.02.1938 gab es weitere Umgestaltungen der Gesellschaft, wie z. B. eine Namensänderung in Kantorowicz-Kahlbaum AG. Es wurden Max Kaphahn und Hans Falk in den Vorstand gewählt. Im Jahre 1940 folgt dann die C. A. F. Kahlbaum AG in die Große Leegestraße, welche ab 1941 als einzige der drei Aktiengesellschaften an dieser Adresse übrig blieb. Die Firma Hartwig Kantorowicz – C. A. F. Kahlbaum AG und auch die Hartwig Kantorowicz AG wurden ab 1941 geschlossen.

 

Hier eine Übersicht über die Berliner Standorte von Hartwig Kantorowicz nach dem Verkauf des Stammhauses in Posen:

 

  • 1919 Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, gegr. 1823, Fabrik feinster Liköre, Fruchtsaftfabrik, Export, Fabrik Greifswalder Straße 224, Kontor Dorotheenstraße 17, Probierstube und Flaschenverkauf Friedrichstraße 93 und Joachimsthaler Straße 1
  • 1920 Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Fabrik feinster Liköre Geneststraße 6 am Ringbahnhof Papestraße, Probierstube und Flaschenverkauf Friedrichstraße 93 und Joachimsthaler Straße 1
  • 1921 Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Fabrik & Lager Geneststraße 6, Kontor Potsdamer Straße 22, Flaschenverkauf & Probierstube Friedrichstraße 93, Ecke Dorotheenstraße, Probierstube Joachimsthaler Straße1
  • 1922 Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Fabrik Geneststraße 6 und Kolonnenstraße 29, Großlager Kolonnenstraße 29, Hauptkontor Potsdamer Straße 22, Flaschenverkauf & Probierstube Friedrichstraße 93, Ecke Dorotheenstraße, Probierstube Joachimsthaler Straße1
  • 1926 erfolgte die Schließung der Filialen in der Geneststraße und der Kolonennstraße
  • 1928 Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Likörfabrik, Spandauer Chaussee 50-56, Flaschenverkauf & Probierstuben Friedrichstraße 93 und Joachimsthaler Straße 1
  • 1928 Hartwig Kantorowicz – C. A. F. Kahlbaum Aktiengesellschaft, Likörfabrik & Weinbrennerei, Spandauer Chaussee 50-56
  • 1936 Goly-Kantorowicz, bzw. Kantorowicz Alte Likörstuben, Geschäftsführer Carl Goly übernimmt die Probierstube in der Friedrichstraße 93 von der Kantorowicz AG – die Filiale in der Joachimsthaler Straße wurde geschlossen
  • 1937 Hartwig Kantorowicz – C. A. F. Kahlbaum Aktiengesellschaft, Likörfabrik & Weinbrennerei, Große Leegestraße 97-98
  • 1939 Hartwig Kantorowicz Aktiengesellschaft, Likörfabrik, Große Leegestraße 97-98
  • 1940 C. A. F. Kahlbaum Aktiengesellschaft, Likörfabrik & Weinbrennerei, Große Leegestraße 97-98

 

Für die Zeit zwischen 1942 und 1949 fehlen leider weitere Informationen.

 

Am 06.05.1950 erfolgte ein Umzug der Kantorowicz-Kahlbaum AG nach Hamburg in die Wandsbecker Zollstraße 59, welche dort von dem Vorstandsvorsitzenden Hans Falck geleitet wurde. Über die Besitzverhältnisse bzw. die Aktieninhaber konnten wir leider keine Informationen ausfindig machen. Im Jahre 1967 erfolgte die Schließung der Kantorowicz-Kahlbaum AG in Hamburg.

Das war das Ende der 145-jährigen Geschichte von Hartwig Kantorowicz.

 

 

1920 – 1968 Hartwig Kantorowicz Nastepca S.A., Poznan

 

Nach dem Verkauf an die Unternehmerbank bestand die Firma in Posen ab dem 09.12.1920 nun unter dem Namen Hartwig Kantorowicz Nachfolger AG (Hartwig Kantorowicz Nastepca S.A.) weiter und produzierte Liköre, sonstige Spirituosen, Fruchtsäfte und Marmelade.

 

Fabrikkomplex Grochowe Laki 6, ©Stephan Becker, Brüssow

 

Auf der Polnischen Nationalausstellung in Posen im Jahre 1929 (Powszechna Wystawa Krajowa Poznan), die von Mai bis September lief, präsentierte sich die Firma mit einem futuristischen Pavillon. Im Erdgeschoss konnten die Besucher Liköre verkosten, und im Obergeschoss befand sich ein Büro.

Kantorowicz Pavillon, ©Stephan Becker, Brüssow

 

Ab 1930 wurde der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Antoni Skowronski als alleiniger Verwalter eingesetzt, welcher die Firma nach 1934 vergrößern konnte. Es wurden andere Weinbrennereien aufgekauft oder gepachtet sowie Anteile an anderen Getränkebetrieben erworben. Es wurden 12375 Aktien zu je 100 Zloty ausgegeben, welche Sie hier neben alten Rechnungen sehen können.

 

Im September 1939 wurde die Likörfabrik unter deutsche Verwaltung gestellt und von Hans Gohlke & Stanislaus Wiechec kommissarisch für die Gauverwaltung verwaltet. Ab Mai 1941 wurden Claus Baron von Rosen und Joachim Bindemann zu Direktoren ernannt.

 

Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges verringerte sich die Likörproduktion von 687.000 Litern (1940) auf 207.000 Litern (1942) und sank bis 1945 nochmals um mehr als die Hälfte – beliefert wurde fast ausschließlich die Armee.

Nach Kriegsende im Jahre 1945 erfolgte die Wiedereinsetzung des ehemaligen Verwalters (Antoni Skowronski) und die anschließende Umbenennung & Umfirmierung in die „Obstdestillierie und Wodkafabrik Hartwig Kantorowocz S.A.“ (Gorzelnia Owocowa i Fabryka Wodek Hartwig Kantorowicz Nastpeca S. A.). Dabei handelte es sich weiterhin um eine Aktiengesellschaft (S.A. = Societe Anonyme), welche mit ca. 15 Mitarbeitern weiterarbeitete.

Flaschen der Firma Hartwig Kantorowicz Nastepca S.A. können Sie hier sehen!

 

Am 18.09.1951 wurde die gesamte Alkoholproduktion und somit auch die Firma Kantorowicz verstaatlicht und der Zentralverwaltung der Obst- und Gemüseindustrie in Warschau unterstellt.

 

Notizzettel, © Stephan Becker, Brüssow

 

Am 30.06.1968 wurde die Firma Hartwig Kantorowicz offiziell geschlossen, die Immobilien in der ehemaligen Südstraße (Grochowe Laki) von den Posener Spiritusbetrieben übernommen und das gesamte Inventar verkauft. Das Haus in der Berliner Straße 5, wo sich eine Verkostungsstube der Firma Kantorowicz befunden hatte, war anscheinend von der Verstaatlichung ausgenommen. Dort eröffnete der ehemalige Verwalter Skowronski ein Restaurant mit dem Namen Podbieta (wie der Reiterlikör von Kantorowicz).

 

Außerdem wurden alle ausgegebenen Namensaktien zurückgekauft und von Skowronski auf seine beiden Söhne verteilt. Nach dem Tode des ehemaligen Direktors beschlossen die Erben die Liquidation der Firma im Jahre 1996. Es gab noch im Jahre 2012 die Idee, das Geschäft in Posen wieder neu zu beleben – jedoch hat sich bis heute (2020) nichts getan.

 

 

Haben Sie noch alte Kantorowicz-Flaschen in Ihrem Keller gefunden und möchten diese gerne verkaufen?

 

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